Der Zeitstrahl und die Null

Unser heutiges Denken ist vom Mathematikunterricht und dem Zahlenstrahl mit der Null in der Mitte geprägt, den wir dort kennenlernten und z.B. bei der Temperaturmessung verwenden. So meinen wir auch die Zahlen auf einem Zeitstrahl entsprechend deuten zu dürfen, der auch die Zeit vor Christus darstellt. Doch das ist ein Irrtum.

Denn Jahrhunderte lang gab es nur zur Berechnung der Ostertermine der kommenden Jahre durch und für Spezialisten (Comptisten1) diese Zeitrechnung, Ostertafeln genannt. Als Dionysius Exiguus2 eine solche 525 errechnete, wollte er die Jahre nicht mehr nach der damals üblichen Diokletianischen Ära benennen, da der römische Kaiser Diokletian ein großer Christenverfolger war. So entschloss er sich die Jahre ab „Jesu Inkarnation“ zu zählen.

Erst durch Beda Venerabilis im 8. Jahrhundert3 wurde erstmalig diese Rechnung auf Ereignisse der Geschichte nach Christi bezogen, wobei er aber Ereignisse vor Christi Geburt nach den Jahren seit der Welterschaffung zählte, die nach seinen Berechnungen am 18. März 3952 v. Chr. stattgefunden hatte und nur in einem Fall die Zeit der Jahre bis zu Christi Geburt nannte.4

Er nutze also zwei Zeitstreifen, einmal den seit der Welterschaffung und einen zweiten, später einsetzenden, parallel verlaufenden seit Christi Geburt.

Wir heute aber sehen Zeitstreifen vor uns, die die Jahre vor Christi Geburt rückwärts zählen. Dies ist aber erst ab 1474 durch den Kölner Werner Rolevinck üblich geworden. Sein Werk, in dem er dies so darstellte, fand mit eine Auflage von 100.000 Exemplaren eine weite Verbreitung.

Diese Darstellung der Ereignisse vor Christi Geburt lässt uns nun an den Zahlenstrahl im Mathematik-Unterricht denken. Doch das ist ein Irrtum, denn die Null fehlt in der Mitte. Dass sie fehlt, war jedoch kein Irrtum, sondern zeigt, dass es sich eigentlich um zwei Zeitstreifen handelt, die nur aneinandergelegt werden. Wenn also eine Null fehlen sollte, fehlen eigentlich zwei, zu Beginn jedes dieser beiden Zeitstreifen eine.


 

Die Zählung von Jahren


Unsere oft verwendete Zählung von Jahren ist ungenau. Ein Beispiel: Ich habe von 1986 bis 1991 an der Humboldt-Universität gearbeitet. Das sind fünf Jahre und ist richtig. Es stimmt aber nur weil mein Arbeitsvertrag am 1. September 1986 begann und am 31.August 1991 endete. Hätte er am 1. Januar 1986 begonnen und bis zum 31. Dezember 1991 gedauert, wären es glatte 6 Jahre gewesen.

Wenn wir nun längere Zeiträume zusammenfassen wollen, gibt es zwei Möglichkeiten, unsere Jahre zu zählen und in gleichmäßigen Einheiten nach dem Dezimalsystem zusammenzufassen, die beide gebräuchlich sind:

1. - nach der ersten Ziffer, also zum Beispiel die 20er Jahre, 30er Jahre. Das sind dann immer 10. Ich beginne beim Zählen mit der 20, der 30... und die 100 gehört dann schon zu den Jahren 101, 102.., den „Nullerjahren“ des neuen Jahrhunderts. Nur bei der ersten Zehnergruppe, den Zahlen von 1-9 sind es nur 9 Zahlen, da die 10 ja schon zu den Zehnern dazugehört, also zu den zweistelligen Zahlen. Wenn ich auch in der ersten Gruppe 10 Zahlen haben möchte, muss ich die Null mitzählen, obwohl sie „Nichts“ bedeutet., ich sie also nicht auf Gegenstände beziehen kann, die ich zähle.

2. - zähle ich von 1 bis 10, von 11 bis 20, so dass die Null immer in Verbindung mit einer davorstehenden Zahl aufgetaucht. Dies benutzen wir, wenn wir zum Beispiel vom ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts sprechen, dann sind das die Jahre von 1901 bis 1910. Bei Jahren handelt es sich nämlich um etwas Seiendes. Sie enthalten die 12 Monate und 365/366 Tage unseres Kalenders, in denen ganz viel geschehen ist. Ein Jahr ist also nicht ein Punkt auf einem langen Strich, sondern ein Intervall zwischen zwei Strichen auf einem langen Strich.

Nun werden aber die Jahre auf Zeitstreifen bei Darstellungen von vielen Jahrhunderten zum Teil als solche Striche mit den entsprechenden Ziffern dargestellt. Man nennt diese Striche auch „Zaunpfähle“, um sich vor dem sogenannten „Zaunpfahlfehler“ zu schützen und einen Zeitpunkt mit einem Zeitintervall zu verwechseln.5 Ein Strich auf einer Zeitleiste mit der Jahreszahl darüber ist nur die Bezeichnung der Stelle am 31.12. des Jahres um 24 Uhr, die gleichzeitig 0 Uhr des 1.1. des folgenden Jahres ist.

Auf einem solchen Zeitstreifen, der auch die Jahre vor Christi aufzeigt, steht die Zahl des Jahres 1 „vor Christi“ neben der Zahl des Jahres 1 „nach Christi“. Das ist ungewohnt. So hat schon 1505 der italienische Astrologe Luca Gaurico die Null in seinen Zeitstrahl eingefügt, weil er darüber nachdachte, ob es Spieglungen der beiden Seiten des Zahlenstrahls, also der Jahre vor Christi und nach Christi in der Astronomie gäbe.

Doch erst durch die astrologischen Tabellen des Jacques Cassini, der 1759 starb, wurde die Null im Zeitstrahl weiteren Kreise bekannt. Jedoch hatte schon Justus Scaliger (1540 -1609) die Julianische Tageszählung entwickelt, die in der Astronomie6 bis heute benutzt wird, um bei bestimmten Fragen genauere Berechnungen anstellen zu können. Denn das Sonnenjahr stimmt bekanntlich nicht genau mit der Anzahl der vollendeten Tage überein, sodass je nach Kalender unterschiedlich häufig Schalttage, also zusätzliche Tage dem Jahr zugerechnet werden müssen. Bei diesen Zufügungen hat man aber nie seit ihrer Einführung spätestens unter Julius Caesar im Jahr 45 vor Chr. die Woche mit ihren sieben aufeinander folgenden Tagen und ihren uns bekannten Namen verändert. So ist die Julianische Tageszählung von Scaliger nicht nur für Astrologen nützlich, sondern auch für Historiker.

Für Astronomen, die in den letzten fast 500 Jahren den Gregorianischen Kalender benutzten, erleichtert ein Jahr „0000“ das Berechnen der Schaltjahre, weil das Jahr vor dem Jahr 1 ein Schaltjahr7 gewesen sein müsste, wenn es den gregorianischen Kalender damals schon gegeben hätte. Dies war aber bekanntlich erst 1552 Jahre später der Fall. Insofern waren die Jahre vorher auch keine Schaltjahre in diesem Sinne und konnten sich die 11 Tage im Laufe der Jahrhunderte ansammeln, die dann 1552 oder bei späterer Einführung dieses Kalenders weggelassen wurden.8

Trotzdem war um das Jahr 2000 herum die Rede davon, dass nun ein Jahr Null eingeführt worden sei.9 Es handelte sich dabei um die Bemühung, international einheitliche Datumsangaben zu beschließen, um die digitale Kommunikation und Verständigung zwischen den verschiedenen Kulturen weltweit zu standardisieren.

Diese ISO Norm 8601 sieht heute die Möglichkeit vor, wenn sich beide Partner des Datenaustausches darauf einigen, den Gregorianischen Kalender von 1552 auch rückwirkend zu benutzen, dafür das Jahr Null einzufügen. Dieses Jahr Null aber ist beim Julianischen Kalender, der zurzeit Jesu schon in Geltung und durch Scaligers Julianische Periode für weitere mehr als 4000 Jahre zurück erstellt worden war, in diesem Zeitraum nicht vorhanden.

Auch entwickelte 1923 der serbischen Geophysiker Milutin Milanković den Neujulianischen Kalender,10 der durch andere Schaltjahre genauer ist als der Gregorianische Kalender, die gegenwärtige 13tägige Differenz zu ihm aufhebt und sich bis 2800 nicht von ihm unterscheidet. Dieser Kalender wird heute von einer ganzen Reihe von Orthodoxen Kirchen benutzt.11 Durch andere Schaltjahre könnte man das Problem also auch lösen und den Julianischen Kalender in dieser Form wieder einführen.

Doch auch ohne diese speziellen astronomischen Probleme zu haben, wird das Jahr Null inzwischen zum Beispiel bei der Umrechnung von Daten vom Jüdischen Kalender und anderer zum Gregorianischen auf der Webseite www.nabkal.de eingefügt.


 

Die Jahre auf dem Zeitstrahl

Auf Zeitstreifen sehen wir in der Regel nur Striche mit den Zahlen, nicht die Monate eingezeichnet. Die Monate aber verändern ihre Reihenfolge bekanntlich genauso wie die der Tage nicht, sondern folgen im Unterschied zu den Zahlen immer einer Richtung.

Mit Monaten sieht der traditionelle Zeitstrahl so aus:

 

Insofern handelt es sich bei Monaten und Tagen um einen Zeitstrahl ohne eine Mitte, ohne einen Angelpunkt, um den man alles drehen kann und braucht somit auch kein Jahr Null.

Hilfreich ist es, sich unser Datum anzugucken: Jede Zahl bezeichnet einen Zeitraum: der Tag 24 Stunden, der Monat 28 bis 31 Tage, das Jahr 365 oder 366 Tage. So müsste eigentlich die Zahl auf dem Zeitstrahl nicht an den Strichen, die Silvester um Mitternacht markieren, sondern in der Mitte des jeweiligen Abschnitts stehen.

Dann würden wir dem „Zaunpfahlfehler“ entgehen, der entsteht, wenn man bei einem graden Zaun die Pflöcke statt der Zaunfelder (den Intervallen) zählt. Pflöcke gibt es dann nämlich einen mehr und übertragen auf die Zeit heißt das: ein Jahr mehr.

Verwirrung entsteht auch dadurch, dass wir von Jahren vor und nach Christi Geburt heute sprechen, er aber so spät am 25. Dezember in diesem Jahr 1 geboren sein soll. Damit liegt fast ein ganzes Jahr vor seiner Geburt. Andererseits wurde seine Geburt auch oft als Beginn des neuen Jahres aufgefasst, was wegen der Wintersonnenwende (zwischen dem 21. und 25. Dezember) auch astronomisch nahe liegt, jedenfalls näher als der 1. Januar.

Dionysius Exiguus, der Erfinder unserer Zeitrechnung, hat die Jahre, die auf Jesu Geburt folgten anni ab incarnatione Domini“ „Jahre nach der Inkarnation des Herrn“12 genannt. Damit meinte er den 25. Dezember, der schon lange als Geburtstag Jesu gefeiert wurde. Später kürzte man diesen langen Namen ab und nannte die Jahre „anni Domini“. So werden sie auch heute noch abgekürzt mit AD. Das Jahr und der neue Zeitstrahl hatte also einen Namen.

Da es sich bei der Zählung der Jahre vor Christi Geburt also eigentlich um einen extra Zeitstreifen handelt13, beginnt das Intervall des ersten Jahres vor Christi Geburt, wenn wir an die Monate denken, nicht wie in der Mathematik hinter der Zahl Null oder ohne sie kurz vor dem „Jahr 1 nach Chr.“, sondern gleich hinter der Zahl „2 v. Chr.“ auf dem Zeitstrahl mit dem Januar und endet mit dem Dezember vor der Zahl „1 nach Chr.“. Dagegen beginnt das Jahr „1 nach Chr.“ kurz nach der Zahl „1 v. Chr.“ und endet am Strich mit „1 nach Chr."

(1.) Im üblichen Zeitstrahl sieht es so aus:

(2.) Stehen die Jahreszahlen aber über den Intervallen eines je selbständigen Zeitstrahls, sieht es so aus:

 

 

 

(3.) Nun wurde, wie schon beschrieben, zu leichteren Berechnungen in der Astronomie schon im 18. Jahrhundert von Jacques Cassini ( gest. 1759, s. Anm. 14) die Null in die Mitte des Zeitstrahl gelegt (s. Anm.15) und also die beiden ursprünglich unabhängigen Zeitleisten miteinander verbunden. Dadurch ergibt sich dann folgendes:

 


Alle Jahreszahlen vor Christus müssen dann um ein Jahr vermindert werden. Umgekehrt muss man zu den mit Minuszeichen gekennzeichneten Zahlen ein Jahr dazu addieren, wenn man auf die historische Zeitrechnung kommen will.

 

(4.) Wenn die Jahre als Intervalle gekennzeichnet werden, könnte sich trotz der Null folgendes Bild ergeben.

 

Es müsste also kein Jahr Null als Jahr „vor unserer Zeitrechnung“ auf unserem Zeitstrahl geben. Durch die Null verändert sich nicht die Zählung der Jahre vor Christus, sondern nur die scheinbare Überlappung der beiden selbständigen Zeitstrahle, wenn wir sie als einen aus der Mathematik stammenden Zahlenstrahl ansehen, und die gleichbleibende Reihenfolge der Monate außer acht lassen.

Doch weil die Zeit und mit ihr die Reihenfolge der Monate und Tage nur in eine Richtung verlaufen, nämlich nach rechts und nicht wie beim Zahlenstrahl in beide Richtungen, ist es willkürlich, ob ich das Jahr Null als Intervall im Minusbereich oder im Plusbereich einschiebe. Doch da, wo ich es einschiebe, muss ich dann alle bisherigen Datierungen ändern, indem ich ein Jahr abziehe. Das wären bei den Ereignissen im Plusbereich natürlich viel mehr gewesen.

Wie Wikipedia zeigt, ist die Anzahl der bekannten und einigermaßen datierbaren Ereignisse in diesen Jahren um die „Zeitenwende“ sehr gering, so dass der Unterschied von Intervall und Zaunpfahl nicht auffällt. Historiker haben sich dagegen ausgesprochen, das durch die ISO-Norm 860116 eingeführte Jahr Null und die damit verbundene Neudatierung aller Ereignisse vor Christi Geburt durchzuführen. So gibt es dieses Jahr und selbst diesen Zaunpfahl bei Wikipedia nicht.

Doch wird dort das Intervall der Jahre 1 bis 9 als die „0er vor Chr.“ bzw. „0er nach Chr.“ bezeichnet,17 wobei dies die einziffrigen Jahreszahlen umfasst, bei denen noch eine Null davorgestellt wird, um sie zweiziffrig zu haben. Von ihnen gibt es aber jeweils nur neun, während zu den darauf folgenden Intervallen 10 Zahlen gehören.

Teilt man dagegen das Intervall zwischen 1 vor Chr. und 1 nach Chr. durch eine weiteres Intervall genannt „Null“, dann hat eines der beiden Zehnerjahre wirklich 10 statt 9 Intervalle, aber das andere immer noch nicht. Damit dann aber beide Seiten 10 Intervalle haben, muss man zwei Nullerjahre einfügen, jeweils eins rechts und eins links. Daran wird dann wieder deutlich, dass es sich eigentlich um zwei Zeitstrahlen handelt, die jeweils eine Epoche, eine Ära abbilden, die Zeit vor Christus bzw. die Zeit nach Christus.

Um diesen Verständnisschwierigkeiten aus dem Wege zu gehen, könnte man ja nun auch statt unserer christlichen eine andere damals gebräuchliche Zeitrechnung wählen, so die bis heute existierende jüdische Zeitrechnung oder die Julianische. Doch auch diese Zählungen kennen einen Anfang und man stände wieder vor demselben Problem, ein Jahr vor dem dortigen Jahr Eins eine Null einzufügen oder es zu lassen und die Zeit davor als eine eigene Epoche mit einem eigenen Zahlenstrahl darzustellen. Nur gibt es in diesen uralten, mehr Jahre der Frühzeit umfassenden Kalender keine uns bekannten genaue Daten, die man umrechnen müsste. Dafür müssten wir aber alle Daten der Weltgeschichte neu berechnen und das will doch wohl niemand. So wird es voraussichtlich bei unserer jetzigen Zeitrechnung bleiben, die ein Zeugnis für die Bedeutung Jesu für die Menschen damals bis heute ist.


 

Hier nun ein Überblick über die Geschichte unserer Zeitberechnung

Es gibt seit alter Zeit ein zyklisches Erfahren der Zeit, denn nach einer Weile wiederholen sich immer wieder mehr oder weniger regelmäßig bestimmte Erfahrungen der Menschen, vor allem bei der Beobachtung des Wetters und der Himmelskörper: Für jedes Kind bei uns sind schon erfahrbar; Frühling, Sommer, Herbst und Winter.

In der Landwirtschaft ist es wichtig, die Zeiten der Aussaat richtig zu erkenne, damit dann die Ernte auch möglich wird. Dafür brauchten sie angesichts von Wetterkapriolen einen Kalender.

Allen Menschen erfahrbar ist auch der Zyklus eines Menschenlebens mit Zeugung, Geburt, Kindheit, Jugend, Arbeitsleben, Familiengründung, Kinder, Enkeln, Alter, Sterben und Tod. Mit jedem Kind beginnt ein neuer Zyklus. Wir feiern unsere Geburtstage.

Dazu kennen wir den jährlichen Zyklus der Feste, staatlicher wie religiöser. Auch das ist uralt und oft verbunden mit Aussaat und Ernte sowie besonderen Himmelserscheinungen, wie oberhalb des Wendekreises die Tag- und Nachtgleichen im Frühjahr und Herbst oder die längsten Tage bzw. längsten Nächte.

Viel weniger bedacht wird heute eine Betrachtung der Zeit von einem Anfang hin zu einem Ende führend, die Zeit als etwas von Gott Geschaffenes, das wie alles Geschaffene, wie wir Menschen und die Menschheit als Ganze, einmal ein Ende haben wird und dann in einen neuen Zustand gelangt. So errechneten viele schon seit alter Zeit das Alter der Welt anhand der Zahlen von Lebensaltern, die in der Bibel genannt werden, und zählten die Jahre seit der Erschaffung der Welt.

Im Mittelalter war es wie in der Weltchronik von Herrmann Schede, erschienen 1493 in Nürnberg, üblich, die Geschichte der Welt in Weltaltern darzustellen:

Erstes Weltalter: von der Erschaffung der Welt bis zur Sintflut
Zweites Weltalter: bis zur Geburt Abrahams
Drittes Weltalter: bis zum Reich König Davids
Viertes Weltalter: bis zum Babylonischen Exil
Fünftes Weltalter: bis zur Geburt Christi
Sechstes Weltalter: Geburt Christi bis 1493
Siebentes Weltalter: Ausblick auf den Weltuntergang und das Jüngste Gericht18

Die Beschreibung der Weltalter 1 bis 5 dürften dem Alten Testament entnommen sein, das des
7. Weltalters der Offenbarung der Johannes im Neuen Testament entsprechen. Doch sind dies keine Chroniken nach heutigem Verständnis, sonst hätte das Siebente Weltalter nicht folgen können. Für Historiker interessant ist nur die Beschreibung des 6. Weltalters.

Damals war es nicht so wichtig, sich auf einen bestimmten Ablauf der Zeit und Kalender zu einigen, denn was davon für tägliche Absprachen wichtig war, um gemeinsame Treffen oder Geschäfte abzusprechen, vollzog sich zum allergrößten Teil im jeweiligen Kulturkreis. So differierten die verschiedenen Zeitrechnungen auch unter Christen wie unter Juden und anderen Völkern und dies bis heute bei den christlichen Kirchen.

Das gradlinige-kontinuierliche, aus der Vergangenheit kommende und über die Gegenwart in die Zukunft gehende Zeitverständnis, das in der Physik bis zu Einsteins Relativitätstheorie zugrunde gelegt wurde und das wir heute zumeist als universell unterstellen, ist jedoch „ein westliches Kulturprodukt“.19 Bis zu unserem heute genutzten Kalender, der dazu weltweit trotz anderer traditioneller, oft sehr alter und in der Landwirtschaft nützlicher Kalendersysteme anerkannt wird , war es ein langer Weg, der in der folgenden Übersicht dargestellt wird:

 

Seit Jahrhunderten vor Christi Geburt

Angabe von Herrscherjahren in Bezug zu der Regierungszeit eines anderen oder mehrerer anderer Könige, z.B. in den Königsbüchern der Bibel

 

Zählung der Jahre einer Ära, so im Osten des Römischen Reiches nach der Seleukidischen Ära (312 v. Chr.), während im Westen nach der Gründung der Stadt Rom 753 v. Chr. ; bzw. nach der Regierungszeit von Konsulen (bis ins 6. Jhd.). Daneben gab es weiterhin die Zählung nach den Regierungsjahren von Herrschern und falls von der Welterschaffung ausgegangen wurde, unterschiedliche Berechnungen dieser.

Gegenüber dieser Unsicherheit war die Geburt Christi ein verlässliches und berechenbares Datum; in ihr, so schien es, konnte der Zeitlauf eine natürliche Mitte, seinen Anker finden.“20

153 v. Chr.

Der Jahresbeginn wird im Römischen Reich auf den 1. Januar verschoben, ursprünglich war er im alten Römischen Kalender am 1. März

45 vor Chr.

Der Julianischer Kalender – benannt nach Julius Caesar wird von diesem in Kraft gesetzt. Er hat 12 Monate, 365 Tage, alle 4 Jahre ein Schaltjahr. Dieser Kalender wird heute auch für die Zeit vor Caesar verwendet.21

In jener Zeit lag die Wintersonnenwende auf dem 25. Dezember und die Sommersonnenwende auf dem 24. Juni.22

221

Sextus Julius Africanus schrieb vermutlich als erster eine christliche Weltchronik. Er nennt neben Ereignissen der jüdisch-christlichen Geschichte solche der griechisch-römischen. „Das Werk wurde in späterer Zeit oft herangezogen und stellt einen wichtigen Beitrag zur Zeitrechnung dar, da in der Chronik Olympiaden und Herrscherlisten verarbeitet wurden.“23

ca. 230

Der römische Presbyter Hippolyt (gest. 235) erwähnte als erster die Festlegung der Geburt Jesu auf den 25. Dezember. (Die Wintersonnenwende fand in dieser Zeit schon am 21. Dezember statt.)24

325

Das Konzil von Nicäa beendet den Streit um das Datum des Osterfestes. Es wird beschlossen, es auf den ersten Sonntag, der dem Frühlingsbeginn und dem jüdischen Pessachfest folgt, zu feiern.25

336

Durch den römischen Historikers Furius Dionysius Filocalus wird im Jahr 354 erstmalig eine Feier des Weihnachtsfestes im Abendland am 25.12.336 erwähnt.26

358

Hiliel II. errechnet in Rom den noch heute gültigen jüdischen Kalender und begann mit der Schöpfung, die er auf das Jahr 3761 vor Chr. datierte (laut Hai Gaon in Babylonien, gest. 1038)27

ca. ab 4. Jhdt

Im Osten des Römischen Reiches war der 1. September als Tag der Schöpfung Jahresanfang. So war er es auch im Byzantinisches Reich, in Russland von der Mitte des 13. Jahrhunderts an bis 1701, und bis heute im Georgischen Kalender 28
Im Oströmischen Reich wurden die Jahre ab der Schöpfung gerechnet,(nach Angaben in der Septuaginta 5501 v. Chr. oder 5508 v. Chr.) - Diese Zählung hielt sich in Russland bis 1699.29

um 450

Victorius von Aquitanien berechnet im Auftrag des Papstes die Ostertafel und datiert die Jahre ab Jesu Kreuzigung. 30

525

Berechnung des Osterzyklus durch Dionysius Exiguus: Erstmalig werden durch Exiguus die zurückliegenden Jahre nach dem Jahr der Inkarnation des Herrn gezählt. Für ihn ist der Jahresanfang der 25. März (Mariä Verkündigung), der in Deutschland bis ins 13. Jahrhundert verbreitet war, in Florenz und Pisa von der Renaissance bis 1749, in Schottland bis 1600, in England bis 1752.31

um 600

Papst Gregor der Große berechnet das Datum der Erschaffung der Erde mit 5184 Jahren bis zur Auferstehung Jesu Christi

ca. 731

Beda Venerabilis in England verwendet erstmals die Zählung des Exiguus für sein chronistisches Werk, seitdem verbreitet sich diese Zählung im Fränkischen Reich.

Auch war er der erste, der ein Ereignis, den Besuch Caesars 60 v. Chr. in England im Blick auf Jesu Geburt („ante vero Incarnationis Dominicae tempus anno sexagesimo) datierte. Es ist „die erste Rückwärtsdatierung der Weltgeschichte “ - ( retrospektive Inkarnationsära)32

1054

Hermann von Reichenau datierte in seinem Werk Chronicon erstmals alle Jahresangaben seiner Weltchronik ausschließlich in Bezug zum Jahr der Geburt Christi33

1060

Die christliche Zeitrechnung wird von der Römischen Kirche offiziell übernommen34

1202

Leonardo Fibonacci, ein Mathematiker, der in Algier mit den arabisch-indischen Zahlen inklusive der Null vertraut wurde, führte diese 1202 mit seinem Werk Liber abaci in Italien ein. Er spricht aber von 9 Zahlen und nennt die Null ein Zeichen. Die Verwendung der Null im praktischen Rechnen setzte sich erst im 17. Jahrhundert durch. 35

13./14. Jhdt.

Als Jahresanfang gilt der 25. Dezember (Weihnachten) in Deutschland, England und der Schweiz bis ins 16. Jahrhundert, in Spanien vom 14. bis 16. Jahrhundert.36

1300

Papst Bonifatius VIII. rief erstmalig ein Heiliges Jahr aus: Rompilgern wurde unter bestimmten Bedingung ein vollständiger Ablass ihrer Sünden versprochen, ursprünglich sollte alle 100 Jahre ein Heiliges Jahr stattfinden, später alle 25 Jahre s: https://de.wikipedia.org/wiki/Jubeljahr

1474

Der Kölner Werner Rolevinck erreichte mit seinem „Fasciculus Temporum“ ("Zeitbündel"), das von Erschaffung der Welt bis zur Gegenwart Ereignisse behandelte und indem er die retrospektive Datierung „v. Chr.“ verwendete, eine Auflage von 100.000 Exemplaren und sorgte so für eine Verbreitung dieser Zeitdatierung. Doch setzte sich dies in Europa erst im 17. Jahrhundert vollständig durch.37

1505

Der sehr gefragte italienische Astrologe Luca Gaurico (1476–1558) fügte die Null anstelle des Jahres 1 vor Christus in den Zeitstahl ein. Da er sich für Spiegelungen in der Chronologie interessierte, benötigte er das Jahr Null als Symmetriezentrum. 38

1582

Der Gregorianischer Kalender, der den Julianischen Kalender verbessert, aber auch komplizierter ist, wird durch Papst Gregor VIII. eingeführt. Dabei fielen 11 Tage weg: Heute besteht eine Differenz von 13 Tagen, die der Julianische Kalender hinter dem Gregorianischen „hinterher“ ist. Darum fällt das Weihnachtsfest in der Russisch-Orthodoxen Kirche heute auf den 7. Januar, da er noch im Gebrauch ist. Dort ist dann also noch Dezember.39

1583

Justus Scaliger (1540-1609) entwickelt die Julianische Tageszählung und die Julianische Periode (28 x19x15=7980 Jahre). „Als Jahr 1 der Julianischen Periode wählt er das Jahr 4713 v. Chr., weil in diesem Jahr alle drei Zyklen gleichzeitig einen neuen Durchlauf begannen.“40

1691

Papst Innozenz XII. (1615–1700) benutzt den 1. Januar als Jahresanfang in päpstlichen Schreiben.

ca. 1750

Jacques Cassini ( gest. 1759)41 macht die Null im Zeitstrahl durch seine astronomischen Tabellen bekannt.42

1884

Die Meridian-Konferenz legt Zeitzonen und die Datumsgrenze fest.43

1893

Für Deutschland wird eine einheitliche Uhrzeit festgelegt.44

Vorher galt die Ortszeit, die am täglichen Höchststand der Sonne gemessen wurde, später im Deutschen Reich die „Eisenbahnzeit“, die eingeführt wurde, um einen einheitlichen Fahrplan entwickeln zu können, wofür in Preußen u.a. Ländern die Berliner Zeit benutzt wurde.45

1924

Milutin Milanković entwickelte 1923 den Neujulianischen Kalender.46 Auf einem Kongress 1924 nahmen ihn alle beteiligten orthodoxen Kirchen an. Doch konnten wegen der Wirren der Revolution und der antikirchlichen Einstellung der neuen Regierung keine Vertreter de Russisch Orthodoxen Kirche daran teilnehmen, sodass in ihr bis heute der alte Julianische Kalender gilt. Aus Solidarität mit ihr zogen das Patriarchat von Jerusalem und z.B. die Serbisch-Orthodoxe Kirche ihre Zustimmung zu dem neuen Kalender wieder zurück, so dass er heute nur in in folgenden Kirchen /Ländern gilt: der Kirche von Konstantinopel, im Griechisch-Orthodoxes Patriarchat von Alexandrien und ganz Afrika, im Patriarchat von Antiochien, in der Rumänisch-Orthodoxen Kirche, der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche, der Kirche von Zypern, von Griechenland, der Orthodoxen Kirche in Amerika, der Rumänisch griechisch-katholischen Kirche und seit 1923 schon in der Finnisch Orthodoxen Kirche.

Sie alle haben also einen Kalender, der heutzutage unserem Gregorianischen entspricht. Gruppen, die sich wegen dieser Kalenderreform abspalteten werden Altkalendarier genannt.

Doch wird das Osterfest von allen orthodoxen Kirchen weiterhin nach dem julianischen Kalender gefeiert, um hierdurch ihre geistige Einheit zu bezeugen.

1978

UNO beschließt, dass international der Montag der erste Tag der Woche sein soll. In Deutschland ist dies schon seit 1976 nicht mehr der Sonntag.

1992

„Die ISO 8601 über Datums- und Zeitangaben – soweit sie rein numerisch sind, gilt nun auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sie kennt ein Jahr 0000. Jahreszahlen werden nun immer vierstellig in der Datumsangabe geschrieben“ … „ISO 8601 sieht die Möglichkeit vor, den gregorianischen Kalender auch für die Zeit vor seiner Einführung am 15. Oktober 1582 anzuwenden, allerdings nur bei entsprechender Vereinbarung zwischen den Datenaustauschpartnern. In diesem proleptischen gregorianischen Kalender existiert im Gegensatz zum julianischen Kalender (siehe Jahr null) das Jahr mit der Bezeichnung „0000“, das ein Schaltjahr ist. In einer ausgedehnten Darstellung nach ISO 8601 entspricht in diesem Fall „–0001“ dem julianischen Jahr 2 v. Chr. usw.“47

 

Mit Sicherheit ist dies noch nicht das Ende unseres Nachdenkens über die Zeit und die Datierung von Ereignissen.

Für uns Christen ist der Zeitstrahl, wie er im Laufe der Jahrhunderte entwickelt wurde, seit seiner Verbreitung durch Walter Röwenicks Werk von 1474 Ausdruck dafür, dass Jesus Christus die Mitte der Zeit ist, der Angelpunkt, um den sie sich dreht. Durch die Menschwerdung Gottes in ihm, die Inkarnation, brach die Ewigkeit in die Zeit ein. Die Zeit bekam eine neue Qualität. Wie die Propheten des Alten Testaments und überhaupt das Alte Testament als Ganzes schon von den Verfassern des Neuen Testaments als eine Vorhersage auf Jesus hin verstanden wurde, so begann mit ihm eine neue Zeit, die Zeit der Verwirklichung des Verheißenen, des Vorhergesagtem.

Die Aufhebung der Macht des Todes durch Jesus, das von ihm verkündete Reich Gottes ließ aus der Senkrechten des gradlinigen Zeitstrahls, der die Generationen von einander trennt, weil die Zeit sich nur in eine Richtung bewegt, eine Waagerechte werden. Von schon seit Jahrhunderten Verstorbenen konnte Jesus reden wie von Lebenden und davon erzählen, dass sie alle im Reiche Gottes, zusammen mit den Jetzt-Lebenden und den Noch- nicht-Geborenen, den zukünftigen Generationen an einem Tisch sitzen werden.

Dies ist wohl der Grund dafür, dass sich diese schwierige Zeitrechnung, die auf dem gradlinigen Zeitstrahl die Jahre ab Jesus einerseits vorwärts und andererseits rückwärts zählt und so das Rechnen erschwert, weltweit durchgesetzt hat Auch wenn viele das heute nicht gerne zugeben und darum den Namen Christi ersetzen durch das neutrale Wort „(vor) unserer Zeit“ oder „(vor) unserer Zeitrechnung“, abgekürzt „v.u.Z.“ und „u.Z.“, ist das so und bleibt das Problem mit der Mitte der Zeit bestehen. Alle Versuche daran etwas zu ändern, sind nach wenigen Jahren gescheitert und wurden bald wieder abgeschafft, wie der französischen Revolutionskalender von 1791- 1805 48 und der Sowjetische Revolutionskalender von 1920 bis 194049.

Andererseits sind bis heute andere antike Kalender im Gebrauch einiger der ältesten Kirchen und gibt es Streit zwischen den Kirchen über die richtige Berechnung insbesondere der Feste und noch im 20. Jahrhundert dadurch bedingte Kirchenspaltungen.


 

Bis heute von Kirchen benutzte andere Kalender:

Der Armenische Kalender: Seine Einführung steht im Zusammenhang mit der Trennung der Armenischen Apostolischen Kirche von der Römischen Reichskirche. Er beginnt im Jahr 552 n. Chr. Erster Tag ist nach julianischem Kalender der 11. Juli 552.

Das armenische Kalenderjahr hat wie das ägyptische 365 Tagen. Es besteht aus 12 Monaten mit je 30 Tagen und 5 Zusatztagen. Da es keine Schaltjahre kennt wandern seine Tage durch den julianischen Kalender alle 4 Jahre um einen Tag zurück. Damit differiert er nach 1461 Jahren gegenüber dem julianischen Kalender um 1 Jahr. 50

Der Äthiopische Kalender geht auch von Jesu Geburt im Jahr 1 als Mitte der Zeit aus, und zählt die Jahre vor Christus retrospektiv, doch wird das Geburtsjahr Jesu auf das Jahr 5500 nach der Welterschaffung angenommen, auch ein dem julianischen Kalender ähnlicher verwendet. Danach wäre Jesus am 29. August des Jahres 7 des julianischen Kalenders geboren.

Der Jahresbeginn fällt auf den 11. oder bei Schaltjahren auf den 12. September des Gregorianischen Kalenders. So begann am 12. September 2007 das Jahr 2000.

Der Kalender gilt in Äthiopien und der äthiopischen und eritreischen orthodoxen Tewahedo-Kirche

Der koptische Kalender51, auch alexandrinischer Kalender genannt, beginnt mit dem Jahr 284 n. Chr.. Er basiert auf dem alten ägyptischen Kalender und der Diokletianischen Epoche, die im Jahr 284 mit der Thronbesteigung des römischen Kaisers Diokletian begann. Hier konnte sich also die Idee des Dionysius Exiguus nicht durchsetzen bzw. wurde nicht bekannt.

Jahresanfang ist der 29. oder 30. August des julianischen Kalenders.

Der Georgische Kalender52: Er basiert auf einem Zyklus von 532 (28 × 19) Jahren. Im Jahr 781 n. Chr. begann der 13., im Jahr 1313 der 14. Zyklus. Als Jahresanfang kommen der Ostertermin (Paschalstil) oder der 1. September (byzantinischer Jahresanfang) in Frage.

Der Julianische Kalender53 in der Russisch Orthodoxen Kirche, im Patriarchat von Jerusalem und z.B. der Serbisch-Orthodoxe Kirche.

Dies zeigt, dass es auch in der christlichen Zeitrechnung bis heute eine große Vielfalt unter den Kirchen gibt. Je älter sie sind, um so tiefgreifender sind die Unterschiede.. Ebenso vielfältig sind die Datierungen der Geburt Jesu, je nachdem welche Aussage in den Evangelien man für historisch hält und an außerchristlichen, vor allem auch astronomischen Tatsachen verifizieren zu können meint. Darauf möchte ich hier nicht näher eingehen, sondern mich auf das demnächst anstehende Jubiläum des Todes und der Auferstehung Jesu konzentrieren.


 

Osterjubiläum im Jahr 2033 ?

Einigkeit besteht sowohl unter Historikern wie Theologen darüber, dass Jesus unter Pontius Pilatus gekreuzigt wurde und dass dieser in den Jahren 26 bis 36 Stadthalter in Judäa war.

Einigkeit besteht heute auch weitgehende darüber, dass Jesus wie es im Johannes-Evangelium vorausgesetzt wird, am Rüsttag vor dem Passahfest, dem 14. Nisan hingerichtet wurde.54

Schon seit den frühsten christlichen Kirchen war es äußerst wichtig, den Ostertermin als Fest der Auferstehung Jesu für den ersten Tag der jüdischen Woche zu berechnen. Da das Passahfest vom 15. bis 22. Nisan gefeiert wird, wandert es durch die Woche. Wenn die Kreuzigung an einem 14. Nisan stattgefunden hat, dann war der dritte Tag (inklusiv gerechnet55) der 16. Nisan. In den genannten Jahren 26 bis 36 trifft dies nur auf drei Jahre zu:



1. Tag der Woche
während des Passahfestes
zurzeit
Jesu56

= entspricht

dem Gregorianischen

(Jubiläums-) Ostern nach
Gregorianischem
Kalender

(Jubiläums-)
Ostern nach
Julianianischem Kalender

16. Nisan 26

22.03.26

 

 

18. Nisan 27

11.04.27

 

 

20. Nisan 28

02.04.28

 

 

15. oder
22. Nisan 29

 

 

 

18. Nisan 30

07.04.30

21.04.2030

28.04.2030

20. Nisan 31

30.03.31

 

 

20. Nisan 32

18.04.32

 

 

16.Nisan 33

05.04.33

17.04.2033

24.04.2033

20. Nisan 34

26.03.34

 

 

20. Nisan 35

15.04.35

 

 

16. Nisan 36

30.03.36

 

 

Das Jahr 26 kann als zu früh und das Jahr 36 als zu spät ausgeschlossen werden.

Somit bleibt für das Jubiläum nur das Jahr 33, ob nun mit oder ohne das Jahr Null auf unserem Zeitstreifen: Das Jubiläum „2000 Jahre Auferstehung Jesu“ fällt ins Jahr 2033.


 

Außer den hier angegebenen Internetquellen habe ich benutzt:

  • Bruderer, Herbert Zeitrechnung. Wie genau ist unser Kalender? : Warum gibt es in der
    christlichen Zeitrechnung kein Jahr Null ?
    ETH Zürich 2011,

    (https://www.research-collection.ethz.ch/bitstream/handle/20.500.11850/68656/eth-2707-01.pdf?sequence=1&isAllowed=y)

  • Encyclopaedia of the Historical Jesus, hrsg. Von Craig A Evans, New York 2008

  • Olivier Fleury mit Joel Reymond, , Jesus Celebration 2033. Das 2000-Jahr-Jubiläum der Auferstehung Jesu, Eigenverlag 2018, S. 115-124
  • Hans Förster: Die Anfänge von Weihnachten und Epiphanias, Studien und Texte zu Antike und Christentum 46, hrsg. Von Christoph Markschies , Tübingen 2007

  • PB Handbook for the Study of the Historical Jesus, Bd. 3: The historical Jesus, hrsg. v. Tom Holmén und Stanley E. Porter, Leiden-Boston 2011

  • Karl Kartelge (Hg): Der Prozeß gegen Jesus. Historische Rückfrage und theologische Deutung. Freiburg, Basel, Wien 1988

    Werner-Georg Kümmel: Vierzig Jahre Jesusforschung (1940 – 1990), Königstein/Ts. Bonn, 1994

  • Hans Maier, Die christliche Zeitechnung, Freiburg-Basel-Wien 1991

  • Rainer Rießner, Die Frühzeit des Apostels Paulus. Studien zur Chronologie, Missionsstrategie und Theologie, Tübingen 1994-

  • Ders.: Fixpunkte für eine Chronologie des Neuen Testaments, in: Kurt Erlemann, Karl Leo Noethlichs (Hrsg.): Neues Testament und Antike Literatur, Band 1: Prolegomena, Quellen, Geschichte, Neukirchen 2004, 2. Aufl., S. 214-16

  • Taschenbuch der Zeitrechnung des Deutschen Mittelalters und der Neuzeit, entworfen von . H. Grotefend , hrsg von Th. Ulrich, Hannover 1960, 10. erw. Auflage

  • Gerd Theißen, AnnetteMerz: Der historische Jesus. Ein Lehrbuch, Göttingen 2008

  • Michael Weichenhan, Herausforderungen des Jahres 2000 und der christlichen zeitrechnung an die Theologie und die Kirche, hrsg. Von der Evangelischen Kirche Berlin_Brandenburg, AG 2000

  • Heinz Zemaneck: Kalender und Chronologie. Bekanntes und Unbekanntes aus der Kalenderwissenschaft. München/Wien 1981, 2. überarb. u. erweiterte Auflage

     

Zahlreiche Literaturhinweise mit Links zur im Internet zugänglichen Werken zur Frage des Ostertermins bei: http://www.nabkal.de/osterstreit/cap_bibl.html


 

Anmerkungen:

s. zur Geschichte hier ab S. 6ff, insbesondere die Tabellen mit den Links zu den Quellen

4  s. hier die Tabelle weiter unten

5  s. zum Zaunpfahlproblem: https://de.wikipedia.org/wiki/Zaunpfahlfehler – Zugriff am 27.8.2021

7   Im Gregorianischen Kalender ist jedes vierte Jahr ein Schaltjahr. Alle 100 Jahre fällt es aus, jedoch nicht alle 400 Jahre. Das drohte im Jahr 2000 zu einem Computerproblem zu werden, weil man nicht bedacht hatte, dass es solch ein Jahr war. Demnach ist das Jahr 1 vor Christus auch kein Schaltjahr, wenn man mit dem Gregorianische Kalender zurückrechnet. Im Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/ISO_8601 wird es als Schaltjahr bezeichnet.

8  Zehn Jahrhunderte nach Beda nahmen die französischen Astronomen Philippe de La Hire (im Jahr 1702) und Jacques Cassini (im Jahr 1740) – lediglich um bestimmte astronomische Berechnungen zu erleichtern – das (im Jahr 1583 von Joseph Scaliger vorgeschlagene) Julianische System und hiermit eine astronomische Jahreszählung in Gebrauch, die ein Schaltjahr Null enthält, das dem Jahr 1 (nach Chr.) vorausgeht, jedoch nicht exakt zusammenfällt mit dem Jahr 1 vor Christus.“ s.: https://de.wikipedia.org/wiki/Chronologie#Geschichte_der_Jahresz%C3%A4hlung - – Zugriff am 26.8.2021

9   Die ISO-Norm ist wohl 1988 eingeführt worden und inzwischen mehrfach überarbeitet so 2006 und 2019
s: https://de.wikipedia.org/wiki/ISO_8601

11 s. hier die Tabelle

13 „Das System besteht aus zwei selbständigen Chronologien auf der Grundlage der natürlichen Zahlen.“ s. https://de.wikipedia.org/wiki/Jahr_null#Vergleich_von_traditioneller_und_astronomischer_Jahresz%C3%A4hlung – Zugriff am 23.8.2021

16  s. https://de.wikipedia.org/wiki/ISO_8601: „ISO 8601 ist ein internationaler Standard der ISO, der Empfehlungen über numerische Datumsformate und Zeitangaben enthält. ...Am 25. Februar 2019 wurde eine neue Version der Norm in zwei Teilen, ISO 8601-1:2019 und ISO 8601-2:2019, veröffentlicht.“ - Zugriff am 18.8.2021

17  s.https://de.wikipedia.org/wiki/1 – Zugriff am 26.8.2021

20  Die christliche Zeitrechnung, 62. Sitzung der Humboldt-Gesellschaft am 27.05.1998 von Stefan Nehrkorn, http://www.humboldtgesellschaft.de/inhalt.php?name=christlich. - Zugriff am 27.08.2021

24  s. ebd.; s. Michael Weichenhan, S. 24, vgl. zu Hippolyt: https://de.wikipedia.org/wiki/Hippolyt_von_Rom - Zugriff am 27.08.2021

28 s: https://de.wikipedia.org/wiki/Neujahr#Neujahrstermineum - Zugriff am 27.08.2021

30 s: http://www.humboldtgesellschaft.de/inhalt.php?name=christlich:Die christliche Zeitrechnung. 62. Sitzung der Humboldt-Gesellschaft am 27.05.1998 von Stefan Nehrkorn - Zugriff am 19.8.2021

32  s: Die christliche Zeitrechnung, 62. Sitzung der Humboldt-Gesellschaft am 27.05.1998 von Stefan Nehrkorn, http://www.humboldtgesellschaft.de/inhalt.php?name=christlich. Sowie: s. https://de.wikipedia.org/wiki/Historia_ecclesiastica_gentis_Anglorum - Zugriff am 19.8.2021

36  s: https://de.wikipedia.org/wiki/Neujahr - - Zugriff am 27.08.2021

37  s: https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Rolevinck und: Die christliche Zeitrechnung, 62. Sitzung der Humboldt-Gesellschaft am 27.05.1998 von Stefan Nehrkorn, http://www.humboldtgesellschaft.de/inhalt.php?name=christlich.

38 s. https://de.wikipedia.org/wiki/Lucas_Gauricus Zur Verwendung der Null s. Sein Opera omnia von 1505 unter: https://books.google.de/books?id=eVE5dUynoeIC&printsec=frontcover&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false

45  s.: https://deutsch-wiki.ru/wiki/Eisenbahnzeit - Zugriff am 27.08.2021

47  s. https://de.wikipedia.org/wiki/ISO_8601#Proleptischer_gregorianischer_Kalender – Ein Schaltjahr dürfte das Jahr 0000 allerdings auch rückwirkend nicht sein, da es alle 400 Jahre ausfällt! - - Zugriff am 27.08.2021

54  Nach den synoptischen Evangelien war es der 15. Nisan. Doch einen Sonntag, den 17. Nisan  gibt es nach dem hier benutzten Kalenderumrechner /www.nabkal.de in diesem Zeitraum nicht.

Davon abweichend gehen Theissen/Merz 2008 davon aus, dass in den Jahren 27 und 34 dies der Fall „mit geringerer Wahrscheinlichkeit“ gewesen wäre, nennen aber keine Quelle für Ihr Wissen (ebd. S. 154).

Die Jahre 27 und 34 nennt auch R. Rießner, als eine Möglichkeit und begründet dies damit, dass bei schlechtem Wetter sich der Beginn des Monats durch Beobachtung des Neumonds um einen Tag verschoben hätte können. Nach der Berechnung von www.nabkal.de könnte dies aber nur im Jahr 27 und im Jahr 30 der Fall gewesen sein.
Für den 14. Nisan als Kreuzigungstag kommen laut Riesner nur die Jahre 27, 30 und 33 infrage, wobei er für 30 pädiert und sich damit mit der Mehrheit der Forscher einig meint. Er nennt namentlich sechs für 30 und vier für 33 (S. 49, Anm.122 und S. 52, Anm. 144). Das Jahr 27 lehnt er als Möglichkeit ab (ebd. S. 48).

Vom Jahr 30 geht auch H. Maier (1991) aus, ohne dies näher zu begründen. s. ebd. S. 110 in der Zeittabelle

Zu dem Ergebnis, das der Todestag Jesu Freitag, der 3. April 33 gewesen ist, kommt auch: Harold W. Hoehner (1935-2009) in seinem Artikel „The death of Jesus“ in der „Encyclopaedia of the Historical Jesus“, hrsg. Von Craig A Evans, New York 2008 (1. Auflage 1973), S. 117.

55  Dass damals inklusiv gerechnet wurde, belegt auch die Tatsache, dass die Schaltregel des Julius Caesar anfangs missverstanden wurde und alle drei, statt vier Jahre ein Schaltjahr begangen wurde. s: https://de.wikipedia.org/wiki/Julianischer_Kalender#Sp%C3%A4tere_%C3%84nderungen – Zugriff am 30.10.2021

56  Errechnet mit http://www.nabkal.de/kalendrech1.html. Der zugunde gelegte jüdische Kalender muss aber nicht mit dem des zur Zeit Jesu in Jerusalem verwandten übereinstimmen und ist so erst für das hohe Mittelalter bezeugt, s http://nabkal.de/board/mitteilung/621.html. Mehr zum jüdischen Kalender unter: http://www.nabkal.de/judkal.html.